Betrieb und Unterhalt

Unterhalt naturnaher Spielplatz zu konventionellem ist unterschiedlich

Ein naturnaher Spielplatz benötigt eine andere Art von Pflege und Unterhalt als konventionelle Spielplätze.

  • «Naturnah» heisst bei naturnahen Spielräumen nicht, dass diese sich selbst überlassen werden dürfen.
  • Ein naturnaher Spielplatz soll mit seinen unterschiedlichsten Elementen und Bereiche - mit so wenig Aufwand wie möglich - so gesteuert werden, damit er einen langfristigen Spielanreiz bietet. Die Spielintensität muss es zulassen, dass sich immer wieder neue Vegetation bilden kann. Ist eine Stelle «abgespielt» wird diese unattraktiv für die Kinder. Insbesondere bei kleinflächigen Spielplätzen sind die Gestaltung und Pflege aufgrund der Nutzungsintensität manchmal eine Herausforderung und sollen von Fachleuten begleitet bzw. von qualifizierten Fachkräften durchgeführt werden. Zudem hilft das Verfassen eines Pflegekonzeptes mit detaillierten Unterhaltsplan, die gesetzten Unterhaltsziele zu erreichen.
  • Erlaubt sind Ritzenvegetation, leichte Veränderungen (Erdmodellierung, Materialienverschiebung, o.Ä.) werden explizit zugelassen, Laub-, Stein- oder Asthaufen (dürfen längere Zeit liegen bleiben) , Sand und Wasser dürfen sich zu Matsch vermischen, etc.
  • Übliche Pflegearbeiten wie Baum- und Sträucherschnitt oder mähen sind bei naturnahen Spielplätzen genauso nötig wie periodische Wartungs- und Unterhaltsarbeiten im Fallschutzbereich oder an Spielgeräten.

Ökonomische Vorteile

Es gibt nebst sozialen und ökologischen Vorteilen auch viele wirtschaftliche bei einem naturnahen Spiel- und Pausenraum. Ökonomische Vorteile sind:

  • Kein Düngebedarf: Naturnahe Spielbereiche benötigen keinen Dünger, wenn die Gestaltung und Pflanzung extensiv, einheimisch und standortgerecht erfolgt. Weniger Dünger bedeutet geringeren finanziellen und personellen Mitteleinsatz und weniger Grünabfall. Schnelles und dichtes Wachstum ist auf intensiv genutzten Sportrasen oder Liegewiesen erwünscht, auf allen anderen Flächen liefert Dünger viel Biomasse, die immer wieder entfernt bzw. geschnitten und abgeführt werden muss.
  • Wassereinsparung: Naturnahe Spielbereiche benötigen keine Bewässerung (nur in der "Pflanz- und Anwachsphase"). So kann Wasser eingespart werden.  
  • Entlastung Abwassersystem: Offene und durchlässige Bodenbeläge erlauben das Versickern von Regenwasser und schonen unsere Abwassersysteme und damit unser Budget. Abflussspitzen bei Starkregen werden gedämpft. Offene Böden erwärmen sich zudem weniger stark als Asphaltflächen und helfen im Sommer, die Temperaturen im Dorf und im Quartier niedrig zu halten.
  • Weniger Rasenmähen: Bei einem naturnahen Spielbereich gilt beim Unterhalt "So wenig wie möglich, so viel wie notwendig." Flächen in Abhängigkeit der Nutzung sollten so gestaltet werden, dass der Unterhalt extensiviert werden kann. Ein herkömmlicher Rasen wird zum Beispiel bis zu 12 Mal geschnitten, eine naturnahe Blumenwiese 1-2 Mal pro Jahr. Das schont Ressourcen und fördert die Biodiversität. 
  • Verzicht auf Pestizide: Auf einem naturnahen Spielplatz werden keine Pestizide (Herbizide, Fungizide) benötigt. Zudem belasten sie das Trinkwasser, schaden der Gesundheit von Mensch und Tier und müssen aufwändig und teuer aus den Kläranlagen entfernt werden. Es sollte das Ziele eines jeden Unterhaltdienstes sein, möglichst zu 100% giftfrei zu arbeiten. Verzicht auf Pestizide = Kosteneinsparung & Gesundheit. 
  • Schnittgut liegen lassen: Um die Biodiversität erfolgreich zu fördern braucht es Kleinstrukturen für Tiere. An wenig einsehbaren Orten kann das Schnittgut von Baum- und Strauchschnitt auf dem Spielplatz als Asthaufen angelegt werden. Nur wenn Nahrung und Unterschlupfe gemeinsam angeboten werden, klappt es mit der Besiedlung - die Kinder können Igel & Co. in den Asthaufen entdecken.

Unter der Rubrik "Weiterführende Informationen" (Rubrik Gemeinde) finden Sie diverse Unterhaltstipps und -anleitungen, Nachschlagewerke, Vorlagen, Kurs- und Weiterbildungsangebote, etc. zum Thema Unterhalt

Wichtige Punkte beim Betrieb und Unterhalt

Betriebs- und Unterhaltsmanagement

Reglement und Zeitplan für Betrieb und Unterhalt erstellen

Budget

Für den Betrieb und Unterhalt steht ein Budget zur Verfügung.

Unterhalt Naturelemente

  • Detaillierter Unterhaltsplan mit Angaben, welche Flächen wie, wann und wie oft gepflegt werden.
  • Der Unterhaltsplan ist auf die langfristige Erhaltung und Förderung der Vielfalt der Sinneseindrücke, der Strukturvielfalt der Spielräume, der Vielfalt und Qualität der Spielmöglichkeiten und der natürlichen Vielfalt ausgerichtet.
  • Nachpflanzungen (Pflanz- und Saatgut) stammen wenn möglich aus der Region und sind standortgerechte Arten

Unterhalt Infrastruktur

Zur Aufrechterhaltung der Qualität des Spielraums und zur Sicherheit werden regelmässige Kontrollgänge durchgeführt und wo nötig Unterhaltsmassnahmen getätigt (alternde Geräte, Fremdmaterial im Fallschutzbereich, durchlöcherte Einfriedungen etc. müssen korrigiert werden)

Verantwortung

  • Für den Betrieb und Unterhalt müssen Verantwortliche und Ansprechpartner definiert werden.
  • Qualifiziertes Personal für die Pflege steht zur Verfügung
  • Zuständige müssen für Kinderanliegen und die Anliegen der Biodiversitätsförderung sensibilisiert und tolerant sein
  • für den Aufwand der Betreuung und Pflege von kindergerechten Anlagen sollen Verantwortliche bezahlt werden (aufräumen, reparieren, nachpflanzen, Kinder anleiten, betreuen, kontrollieren, Fortbildungen etc.)
  • Verantwortliche müssen wissen, was für die Erhaltung und Förderung der Vielfalt der Sinneseindrücke, der Strukturvielfalt der Spielräume, der Vielfalt und Qualität der Spielmöglichkeiten und für die Erhaltung der natürlichen Vielfalt getan werden muss und sollen dieses Wissen auch einsetzen
  • Beim Eingang des Spielplatzes sind Hinweise angebracht bezüglich Verantwortlichkeiten, Kontrollgänge und Unterhalt.

Betriebs- und Unterhaltsarbeiten

Werkhöfen der Gemeinden, Hauswart/Facility Management, Elternverein und weitere Trägerschaften

Weiterbildung

Die Zuständigen bilden sich periodisch weiter.

Littering

Konzept mit Massnahmenplan für Sensibilisierung, Verhinderung und Beseitigung von Littering erstellen und in Unterhaltsplan integrieren

Kommunikation

Gutes tun und darüber reden ist wichtig!  Wichtig ist die Information der Bevölkerung. Änderungen im Unterhalt oder in der Gestaltung von Grünflächen im Dorfblatt, in der Regionalzeitung ankündigen und vor Ort mit einer Baustellentafel informieren. Das fördert das Verständnis, die Massnahmen werden besser akzeptiert und es gibt weniger Nachfragen auf der Gemeinde.