Gesundheit

Wie kann der Aussenraum gestaltet werden, damit die Gesundheit gefördert wird, die Sinne aktiviert werden und das Zusammensein im Zentrum steht?

Begriff Gesundheit:

Laut WHO beinhaltet der Begriff Gesundheit nicht nur gesunde Gliedmassen und ein gutes Immunsystem, sondern auch umfassendes körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden und das Fehlen von Krankheiten oder Behinderungen.

Gesünder dank Grün!

Befragte, welche in kleiner Distanz eines Parks oder Waldes wohnen, schätzen sich laut der niederländischen Studie von Maas, J. et al. aus dem Jahr 2006 gesünder ein, als Menschen die von urbanem Raum umgeben sind. Eine natürliche Landschaft beeinflusst also auch die mentale Gesundheit in positiver Weise. Zudem belegen Studien von Kaplan und Austin, dass Naturelemente wie Bäume, Wiesen oder Wald die Zufriedenheit der Wohnumgebung von Menschen beeinflusst. Je mehr Grün und Natur die Bewohner in ihrer Wohnumgebung sehen, desto zufriedener leben sie. Nur schon der Blick aus dem Fenster auf eine Grünfläche beeinflusst das Wohlbefinden  und die Konzentrationsfähigkeit sowie die Fähigkeit Ärger, Aggression und Stresssituationen zu bewältigen.

Landschaft und Gesundheit

Die Beziehung zwischen Landschaft und Gesundheit ist dynamisch und komplex. Einerseits wirken Landschaftselemente, neben zahlreichen anderen Faktoren, auf die Gesundheit indirekt und direkt ein. Andererseits können Menschen die Landschaft für die Erhaltung und Förderung von Gesundheit aktiv nutzen. Verschiedene Aspekte der Landschaft (geografische, ökologische und soziokulturelle Raumkategorien) beeinflussen die drei Dimensionen der Gesundheit (physische, psychische und soziale).

Es gibt sechs gesundheitsrelevante Landschaftskomponenten, welche Landschaft und Gesundheit verbinden:

Ästhetische Komponente:

Die Gestaltung des Aussenraums hat nach Maderthaner indirekt und direkt einen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden der Bewohner. Ist der Grünraum ansprechend und bewegungsfreundlich gestaltet, werden sich die Bewohner auch öfter darin aufhalten und sich körperlich betätigen.

Ökologische Komponente:

Gemäss Maas et al. beeinflusst die Natur einer Wohnumgebung die Gesundheit. Alleine der Blick auf eine Grünfläche aus dem Fenster der Wohnung beeinflusst das Wohlbefinden eines Bewohners laut Kaplan signifikant. Im Allgemeinen wirkt sich die Vegetation in einem Wohnareal positiv auf die Konzentrationsfähigkeit von Bewohnern und Bewohnerinnen auf und verbessert nach Kuo et al. die Bewältigung von Lebensaufgaben und senkt Aggression und Ärger.

Pädagogische Komponente:

Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wird durch Landschaftsräume beeinflusst. Entweder werden Räume durch direkte Erfahrungen (in Form von Spiel, Erholung oder sozialen Kontakten) oder durch indirekte Erfahrungen (Sicht auf eine Landschaft) erlebt. Diese gemachten Erfahrungen haben gemäss Kellert einen grossen Einfluss auf verschiedene Aspekte der Entwicklung (soziale, motorische, kognitive und emotionale).

Physische Komponente:

Die ästhetischen Aspekte einer Landschaft können physische Aktivität fördern. Die Bewohner werden sich eher draussen aufhalten, wenn der Aussenraum auch ansprechend realisiert ist. Kinder und Jugendliche können sich auf Spielflächen oder Sportplätzen aufhalten und dort ihre überschüssige Energie loswerden. Erwachsene und Senioren betätigen sich draussen an Fitnessgeräten oder an einem Boules- oder Schachspiel. Green exercise (also die Bewegung im Freien) trägt gemäss Pretty et al. dazu bei, dass man sich von Problemen und Stress erholen und danach wieder konzentrierter arbeiten kann. Zudem wird so zukünftigem Stress präventiv entgegengewirkt.

Psychische Komponente:

Die Orte der Ruhe und Entspannung fördern ebenfalls die Erholung von geistiger Müdigkeit und vom Alltagsstress. Ein Aussenraum, in welchem verschiedene Nutzungsmöglichkeiten vorhanden sind, begünstigt laut Abraham das Aufhalten im Grünraum und somit auch das mentale Wohlbefinden.

Soziale Komponente:

Nebst dem, dass grüne und begrünte Aussenräume das körperliche und seelische Wohlbefinden beeinflussen, tragen sie auch dazu bei, dass sich die Menschen in ihrer Umgebung sozial engagieren. Landschaftsräume mit Bäumen ziehen laut Coley mehr Menschen an, vor allem bei Gruppen junger und erwachsener Menschen. Naturerlebnis, Entspannung und Ruhe, freie Bewegung für Kinder und die gestalterische Freiheit sind die meist genannten Motivation für den Besuch öffentlicher Grünräume – dies zeigt die Studie von Seeland & Ballesteros.

Weiterführende Literatur

  • Biodiversität, eine Garantie für die Gesundheit? – Faktenblatt Zusammenhang Biodiversität und Gesundheit (swiss academies factsheet, Vol. 14 Nr. 3/2019, SCNAT): ⇩ Fachbroschüre
  • Argumente für die Erhaltung der Biodiversität (Hotspot 41/2020, Forum Biodiversität & SCNAT, 2020): ⇩ Zeitschrift ⇩ Literatur/Links
  • Umwelt und Gesundheit in der Schweiz – Eine facettenreiche Beziehung (Umwelt-Zustand Nr. 1908, 2019, BAFU/BAG): ⇩ Fachbroschüre
  • Schön vielfältig – Landschaf tund ihre Bedeutung für die Lebensqualität (Magazin die umwelt - Natürliche Ressourcen in der Schweiz, Nr. 3I2020, BAFU): ⇩ Fachbroschüre
  • Positive Wirkungen von Gebäudebegrünung (Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünungen) – GRÜNSTATTGRAU-Fachinformation (2021): ⇩ Fachbroschüre

 

Quellen
Quellen

Abraham, A., et al., 2007: Landschaft und Gesundheit - Das Potential einer Verbindung zweier Konzepte. Bern: Universität Bern.

Coley, R., Kuo, F., & Sullivan, W., 1997: Where does community grow? The social context created by nature in urban public housing. Environment and Behavior 29(4), 468-494.

Kaplan, R., 2001: The nature of the view from home - Psychological benefits. Environment and Behavior 33(4), S. 507-542.

Kaplan, R., Austin, M., 2004: Out in the country: sprawl and the quest for nature nearby. Landscape and Urban Planning , 69(2-3): 235-243.

Kellert, S., 2002: Experiencing Nature: Affective, Cognitive, and Evaluative Development in Children. In: P. Kahn, & S. Kellert, Children and Nature. Psychological, Sociolocultural, and Evolutionary Investigation (S. 117-151). Cambridge: MIT Press.

Kuo, F., Sullivan, W., 2001: Aggression and violence in the inner city - Effects of environment via mental fatigue. Environment and Behavior 33(3), S. 543-571.

Maas, J., et al., 2006: Green space, urbanity and health: how stron ist the relation? Journal of Epidemiology and Community Health 60(7). S. 587-592.

Manderthander, R., 1995: Soziale Faktoren urbaner Lebensqualität. In: A. Keul, Wohlbefinden in der Stadt: Umwelt- und gesundheitspsychologische Perspektiven (S. 172-197). Weinheim: Beltz Psychologische Verlags Union.

Pretty, J., Peacock, J., Sellens, M., Griffin, M., 2005The mental and physical health outcomes of green exercise. International Journal Of Environmental Health Reasearch 15(5), 319-337.

Seeland, K., Ballesteros, N., 2004: Kulturvergleichende Untersuchungen zum sozialintegrativen Potential gestalteter urbaner Naturräume in den Agglomerationen Genf, Lugano und Zürich. Forstwissenschaftliche Beiträge 31.

WHO, 1948 & 1986: Ottawa-Charter for Health Promotion - First International Conference on Health Promotion. Ottawa, Canada.